Das Positions-Phasen-Modell
Das Positions-Phasen-Modell unterteilt den gesamten Schussablauf, von richtigen Stand bis zum Absenken
des Bogens nach dem Schuss, in 5 Phasen.
Die einzelnen Positions-Phasen werden durch Bewegungs-Phasen miteinander verbunden.
Es beginnt mit der Null-Position. Diese beinhaltet die gesamten Vorbereitungen.
Achtung: Alle Angaben zu Positionen beziehen sich auf Rechtshandschützen.
Für Linkshandschützen gilt alles seitenverkehrt.
Null-Stellung (NS)
In der Null-Stellung wird der richtige Stand eingenommen und der Schuss vorbereitet.
Der Stand an der Schiesslinie wird eingenommen (Paraller oder offener Stand).
Das Gewicht auf den Füßen wird leicht nach vorneverlagert (ca. 60 % vorne und 40 % hinten).
Der Pfeil wird eingenockt.
Der Pfeil wird unterhalb des Nockpunktes (oder zwischen dem oberen und unteren Nockpunkt) eingeklickt.
Der Pfeil liegt links auf der Auflage und ist unter den Klicker geschoben (bei Schützen mit Klickervorbau).
Positions-Phase 1 (PP1)
In der Positions-Phase 1 wird Körperspannung und Stabilität aufgebaut.
Körperspannung / Stabilität: Die Füße sind auf Schulterbreite gestellt und der Körper steht im 90 Grad Winkel zur Schiesslinie.
Das Becken wird leicht gekippt und das Brustbein tief gesetzt.
Die Schultern bleiben tief und werden in T-Position ausgerichtet.
Die Schußhand greift die Sehne.
Dabei ist der Zeigefinger oberhalb und Mittel- und Ringfinger sind unterhalb des Nockpunktes angelegt. (Mediterraner Griff)
Die Sehne liegt dabei im ersten Gelenk der Finger. Der Mittelfinger nimmt dabei ca. 50 %, der Zeigefinger ca. 40 % und der
Ringfinger ca. 10 % der Zuglast auf.
Die Sehne wird leicht gespannt. Das Handgelenk ist entspannt und gerade (in Verlängerung des Unterarms) ausgerichtet.
Die Bogenhand wird wie folgt positioniert:
Der Kontakt zwischen Hand und Griff liegt im Bereich des Daumenballens. Die Lebenslinie wird dabei nicht vom Griff berührt.
Die Hand ist dabei locker und der Daumen liegt rechts und die anderen Finger links vom Griffstück. Die Finger liegen nur locker am
Griffstück an und halten dieses nicht fest. Der Bogen wird durch die leichte Vorspannung gegen den Daumenballen gedrückt und liegt
somit fest in der Hand.
Die Benutzung einer Fingerschlinge o.ä. wird empfohlen.
Die Bogenhand ist dabei um ca. 45 bis 70 Grad zur Vertikalen geneigt. Der Ellenbogen der Bogenhand muss dabei nach innen gedreht
sein, um Berührungen mit der Sehne zu vermeiden. Der Bogenarm ist um ca. 45 Grad zur Körperachse angehoben.
Positionierung der Schulterblätter:
Beide Schulterblätter, sowohl Bogenarm und Zugarm werden mit der Bogenhand in einer Linie ausgerichtet. Beide Schultern sind tief gestellt.
Kopf-Fixierung:
Der Kopf ist zum Ziel hin ausgerichtet und schaut (fast) waagerecht zum Ziel. Diese Kopfposition wird während des gesamten weiteren Schuss-Ablaufs nicht verändert.
Positions-Phase 2 (PP2)
Die Positions-Phase 2 ist bestimmt vom Anheben des Bogens und der Konzentration auf den Schuss.
Es beginnt mit dem sogenannten Mind-Set.
Hierzu werden alle Ablenkungen ausgeblendet, der Fokus richtet sich auf den gesamten Schussablauf.
Spiele die folgenden Positions-Phasen (PP3 und PP4) gedanklich durch und wie das Schuss-Ergebnis aussehen wird.
Hier hilft es, für kurze Zeit die Augen zu schließen und den Schuss vor dem inneren Auge ablaufen zu lassen.
Anheben des Bogens.
Bogen und Zugarm werden gleichzeitig angehoben, bis die Hände in Augenhöhe sind.
Die Spannung im Körper (Stand, Schultern, Gelenkstellung usw.) unbedingt halten.
Das Schulterblatt des Zugarms wird nach innen- unten gesetzt (Rückenspannung, Extra-Set).
Der Bogen wird soweit, und nur soweit, angehoben, bis das Visier oberhalb des Zentrums ist und darf diesen Punkt
nicht mehr verlassen. Tipp: zwischen schwarz und blau
Sehnenschatten positionieren.
Der Sehnenschatten muss nun richtig, vor allem immer gleichmäßig, an einer Stelle positioniert werden.
Positionsphase 3 (PP3)
Die Positions-Phase 3 wird von 3 Teil-Elementen geprägt.
Laden - Ankern und Transfer
Laden
Die Zughand bewegt sich nun, parallel zum Bogenarm, nach hinten in die Lade-Position und spannt den Bogen.
Die Lade-Position befindet sich unterhalb des Kinns.
Hierbei Körperspannung und Gelenkpositionen halten. Die Spannung verteilt sich zu ca. 80 % auf die Rückenspannung
und zu 20 % auf die Armspannung.
Ankern
Die Zughand bewegt sich nach oben, bis der Zeigefinger fest unterhalb des Kieferknochens liegt.
Der Zugarm-Ellenbogen geht leicht nach oben, um eine tiefe Schulter halten zu können.
Die Sehne liegt nun an der Nase und am Mund oder Kinn (individuell verschieden) an.
Transfer
Durch eine leichte Drehbewegung wird nun der Zugarm Richtung Schulterblatt geführt und das Schulterblatt nach innen- unten
gesetzt. Die Rückenspannung sollte nun ca. 90% betragen.
Positionsphase 4 (PP4)
Die Positions-Phase 4 beinhaltet den Rest des Schusses.
Zielen
Das Visierkorn wandert nun langsam von oben in das Ziel hinein, nochmals Sehnenschatten kontrollieren und eventuelle Seitenabweichung ausgleichen.
Expansion
Die Expansion ist eine Mikrobewegung, die dazu dient, die letzten 1-2 mm durch den Klicker zu ziehen und diesen damit auszulösen.
Lösen
Die Finger der Zughand entspannen nun und geben die Sehne frei. Hierbei unbedingt die Spannung im Körper halten, um einen
Seitwärts-Drall der Sehne zu vermeiden. Die Zughand wandert, bedingt durch die Rückenspannung, parallel am Hals nach hinten.
Tipp: Es kann hilfreich sein, mit dem Daumen am Hals entlang zu fahren und somit diese Bewegung zu erspüren.
Das Handgelenk des Bogenarms lockert sich und klappt leicht nach unten.
Nachhalten
Das Nachhalten nach dem Schuss ist sehr wichtig. Wenn die Körperspannung und die Positionen gehalten werden, kommt es nicht zu
einer Beeinflussung des Pfeils durch Ablenkung o.ä. Der Blick verfolgt den Pfeil, bis er im Ziel einschlägt bzw. bei kürzeren Entfernungen
man den Einschlag hört. In dieser Phase schwingt der Bogen unten aus.
Erst jetzt kann die Körperspannung nachlassen, die Arme und der Bogen gesenkt werden.